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Rotmilan

Rotmilan (milvus MIlvus)

Wenn du in Deutschland lebst, hast du mich bestimmt schon sehr häufig gesehen. Vor allem über Feldern, wo ich gerne nach Nahrung suche, bin ich sehr häufig anzutreffen. Wenn der Bauer mit seiner Maschine zum Mähen oder Ernten über die Felder rollt, werden all die Mäuse und andere kleine Säuger hochgeschreckt, die uns als Nahrung dienen. Damit ist für uns Rotmilane das Buffett eröffnet und wir versammeln uns in großer Anzahl (bis zu 70 Rotmilane) um das Buffett zu plündern. Wenn du so etwas schon mal gesehen hast, wirst du überrascht sein, wenn ich dir mitteile, dass du eine wahre Rarität beobachten konntest. In Deutschland kommen wir Rotmilane sehr häufig vor. Allerdings machen wir Rotmilane in Deutschland über 50% des weltweiten Bestandes aller Rotmilane aus. Wir sind nur noch in Europa vertreten und unser Verbreitungsschwerpunkt ist Deutschland. Von daher: wenn du mich mal wieder entdeckst, mach dir bewusst, welche Rarität du gerade beobachten darfst.

Falls du dir nicht sicher bist, ob du mich schon einmal gesehen hast: an meinem leuchtend-roten gegabeltem Schwanz kannst du mich zweifelsfrei erkennen. Zwar hat der Schwarzmilan (welcher übrigens weltweit vorkommt) ebenfalls einen gegabelten Schwanz, aber dieser leuchtet nicht rötlich. Zudem ist der Schwarzmilan deutlich kleiner als ich.

Wenn ich Hunger habe, werde ich erfinderisch und lasse mir viele verschiedene Strategien einfallen. Gerne gleite ich über Felder und suche mit meinen Augen den Boden nach Mäusen oder anderen Kleinsäugern ab um sie mit einem Überraschungsangriff zu schlagen. Auch Aas oder Abfälle verschmähe ich nicht. Und wenn es für mich hart auf hart kommt und der Hunger mich überwältigt, kann ich, um an etwas Essbares zu gelangen, auch nach fiesen Methoden greifen. Ich belästige andere Vögel, wie den Schwarzmilan, Krähen oder Möwen, so lange und so hartnäckig, bis sie – nur um ihre Ruhe vor mir zu haben – ihre Nahrung wieder auswürgen. Sobald ich etwas Essbares zu mir nehmen konnte, ziehe ich von dannen und gönne den Vögeln wieder ihren verdienten Frieden.

Wenn du Lust bekommen hast, auf Entdeckungsreise zu gehen und mich genauer zu beobachten, dann wirst du von meinen unvergleichlichen Flugkünsten begeistern sein. Gerade während der Balzzeit präsentieren meine Partnerin und ich unsere spektakulären Flugmanöver. Eines unserer absoluten Highlights ist das „Cart Wheeling“ – wir verkrallen uns ineinander und lassen uns dann zu Boden stürzen. Adrenalin pur und ein echter Vertrauensbeweis.

Ist für die aktuelle Saison das Brutgeschäft beendet und der Nachwuchs hat seine Selbständigkeit erlangt, dann sind wir Rotmilane häufig in größeren Gruppen anzutreffen. Wir sind sehr gesellig und gehen gemeinsam jagen und finden uns auch in Schlafgemeinschaften zusammen. Außerdem sind wir sehr verspielt. Wenn der Hunger gestillt ist und wir uns sicher fühlen, nutzen wir unsere freie Zeit gerne zum Spielen. Dann fliegen wir z.B. synchron durch die Lüfte oder necken uns gegenseitig. 


Steckbrief Rotmilan

Länge: 61-72 cm

Flügelspannweite: 140-165 cm

Lebensraum: strukturreiche Agrarlandschaften (offene Landschaften mit kleine Wäldern und Feldgehölzen), weniger an Wasser gebunden als Schwarzmilan

Brutplatz: Baumbrüter

Nahrung: Nahrungsgeneralist (Kleinsäuger, Wirbellose, Fische, Amphibien, kleine Vögel, Aas und Abfälle)

Sommervogel (März bis September), zieht im Winter nach Südwest-Europa (Kurzstreckenzieher) oder bei ausreichendem Nahrungsangebot Standvogel (ganzjährig)

Bestand: Vorwarnliste (Rote Liste Deutschland)

Systematik:

Ordnung: Greifvögel
Familie: Habichtartige
Gattung: Milane
Art: Rotmilan