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Säbelschnäbler

Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta)

Macht euch bereit und wetzt die Säbel, denn hier komme ich, der Säbelschnäbler. Mein langer schwarzer, nach oben gebogener Schnabel – oder Säbel –  ist mein Markenzeichen und Namensgeber. Mit ihm kann ich jeden Feind in die Flucht schlagen. HARHARHAR.

Jetzt aber mal Spaß bei Seite. Um Feinde in die Flucht zu schlagen, habe ich tatsächlich sehr einfallsreiche Strategien. Mein Schnabel allerdings ist einfach nur Klasse zur Nahrungssuche. Aber alles der Reihe nach.

Ich lebe im Uferbereich von schlammigen und salzhaltigen Gewässern. Ob Brackwasser (Wasser mit niedrigem Salzgehalt) oder Salzwasser (Wasser mit hohem Salzgehalt) ist mir dabei egal, Hauptsache salzig! Hier suche ich im Schlamm oder im Flachwasser nach Nahrung und dabei kommt mein Säbelschnabel zum Einsatz. Ich bewege ihn wie einen Säbel horizontal hin und her wie ein Pendel. Auf diese Weise kann ich Krebstiere, Würmer und Insekten aus dem Schlamm oder Wasser herausfiltern und sie mir munden lassen. Praktischer geht es nicht.

Im Schlamm oder im Sand baue ich auch mein Nest, indem ich eine Mulde anlege. Wenn ich motiviert bin, polstere ich die Mulde mit Gras oder anderen Pflanzenresten aus. Wenn nicht, dann bleibt die Mulde nackt, das funktioniert genauso gut. Es sei denn, uns überrascht ein Hochwasser. Dann müssen wir handeln und unser Gelege in der Mulde anheben, in dem wir Äste oder Federn oder was auch immer uns gerade in den Schnabel kommt unter die Eier schieben.

Aber nicht nur Hochwasser ist eine Bedrohung für unsere Brut, sondern auch zahlreiche Nesträuber sind eine Gefahr für unsere Eier oder die geschlüpften Jungvögel. Und hier habe ich wie schon erwähnt sehr einfallsreiche Strategien, um Feinde in die Flucht zu schlagen oder zumindest von meinem Nachwuchs abzulenken.

Strategie Nummer 1 - Der Verwundete: Nähert sich ein Nesträuber, tue ich so als wäre ich verwundet und ächzte und hinke weg vom Nest. Verwundete Vögel sind leichte Beute für unsere Feinde, damit ziehe ich garantiert die Aufmerksamkeit auf mich und weg vom Nest. Ich weiß welcher Gefahr ich mich selbst damit aussetze, aber um meine Kleinen zu schützen, nehme ich das gerne in Kauf und setze mein eignes Leben aufs Spiel.

Strategie Nummer 2 – Der Sturzflug: Nähert sich ein Angreifer und ich mime nicht gerade den Verwundeten, dann stürzte ich mich mit vollem Karacho im Sturzflug in Richtung Angreifer, egal wie groß er ist. In letzter Sekunde ändere ich zwar die Richtung, so dass dem Angreifer nichts passiert, aber das mache ich so oft, bis der Feind genervt von mir von dannen zieht.

Strategie Nummer 3 – akustische Täuschung: während ich mich dem Feind nähere stoße ich natürlich auch eine Reihe von Schimpfworten aus (ihr Menschen nennt das Warnrufe). Um den Effekt zu verstärken, schraube ich bewusst die Tonhöhe noch oben, das erzeugt beim Angreifer die Wahrnehmung als würde ich mich noch schneller nähern. Das ist eine simple, aber geniale Strategie. Ihr Menschen habt dafür eine komplizierte Erklärung und nennt es „Dopplereffekt“. Was ihr da faselt verstehe ich nicht, aber ich weiß, dass es funktioniert. Ich glaube ihr könnt noch viel von uns Vögeln lernen.

 


Steckbrief Säbelschnäbler

Länge: 42-46 cm (inkl. Schnabel)

Flügelspannweite: 67-77 cm

Lebensraum: Uferbereich flacher, schlammiger, salzhaltiger Gewässer (Meeresküsten, Lagunen, Steppenseen)

Brutplatz: Mulde im Schlamm oder Sand, mit Pflanzenteilen ausgelegt

Nahrung: Krebstiere, Würmer und Insekten, seltener auch kleine Fische

Standvogel, Kurzstreckenzieher (Frankreich & Portugal) oder Langstreckenzieher (Küstenregionen Afrikas), in Deutschland vor allem im Sommer zu beobachten

Bestand: nicht gefährdet (Rote Liste Deutschlands), streng geschützt

Systematik:

Ordnung: Regenpfeiferartige
Familie: Säbelschnäbler
Gattung: Eigentliche Säbelschnäbler
Art: Säbelschnäbler