Graureiher

Graureiher (Ardea cinerea)

Ich kann so richtig schön stolzieren. Und zwar nicht nur durchs Wasser, sondern auch über Felder oder Wiesen. Am Hinterkopf trage ich lange, schmale Schmuckfedern, die beim Stolzieren besonders schön im Wind wehen. Zusätzlich lässt die schwarz gestrichelte Zeichnung meines Halses mich noch eleganter wirken. Besonders schön kommt sie zur Geltung, wenn mich meinen Hals strecke.  

Durch die Gegend stolziere ich allerdings nur selten. Viel häufiger stehe ich meiner Beute auflauernd im Flachwasser oder auf Feldern und Wiesen. Und dann lege ich wenig Wert auf Eleganz. Dann habe ich meinen Kopf eher eingezogen und meinen Hals S-förmig gebogen. Denn so kann ich meine Beute besser erspähen. Am Wasser halte ich Ausschau nach Fischen und Amphibien, auf Feldern vor allem nach Mäusen. Habe ich potentielle Beute entdeckt, stoße ich blitzschnell mit meinem Schnabel nach vorne, um die Beute mit meinem Schnabel zu packen. Habe ich sie erwischt, wird sie in einem Stück von mir verschluckt.

Während der Jagd mag ich es ungestört, mir soll ja keiner meine Beute streitig machen. Ansonsten bin ich aber ein sehr geselliger Vogel. Wir Graureiher brüten in Kolonien. Häufig umfassen diese Kolonien mehr als 100 Brutpaare. Unsere größte Kolonie gibt es in der Bretagne, wo sich jährlich mehr als 1000 Graureiherpaare zum gemeinsamen Brüten zusammenfinden. Da geht es, wir ihr euch vorstellen könnt, wild her. Wir streiten viel, z.B. um das Material für unser Nest. Aber wenn es draufankommt, halten wir zusammen und wehren z.B. Krähen, die unsere Eier stibitzen wollen, gemeinsam ab. So kann ich mich ohne Sorge auch mal vom Nest entfernen, da ich weiß, dass die anderen Graureiher aufpassen.  

Mein Nest baue ich in der Krone von alten Bäumen. Da mein Nest etwas chaotisch aussieht vermuten Ornithologen, dass ich früher mal Bodenbrüter war. Ich könnte das Rätsel lösen und euch mitteilen, ob das stimmt. Aber wenn ihr die Lösung für alle Rätsel kennen würdet, wäre es ja langweilig. Daher ziehe ich es vor zu schweigen. Ätsch!

Bei Fischern bin ich nicht gerade beliebt. Sie haben Angst, dass ich Ihnen durch meine eigene Fischerei wirtschaftlich schade. Dabei kann ich sowieso nur Fische, die sich am Gewässerrand aufhalten, erbeuten. Diese Fische sind für die Fischer sowieso uninteressant. Dennoch darf ich z.B. in Bayern zu bestimmten Zeiten gejagt werden. Das ist ein großes Problem für mich. Leider kann ich nichts daran ändern, dass könnt nur ihr Menschen. Ich bin da machtlos.

Steckbrief Graureiher

Länge: 84-102 cm

Flügelspannweite: 155-175 cm

Lebensraum: in der Nähe von Gewässern aller Art mit Flachwasserzonen

Brutplatz: Baumbrüter, brütet in Kolonien; selten auch Nester im Schilf oder an Klippen

Nahrung: vor allem Fische & Amphibien, aber auch Mäuse

Standvogel (ganzjährig)

Bestand: nicht gefährdet (Rote Liste Deutschland)

Systematik:

Ordnung: Schreitvögel
Familie: Reiher
Gattung: Ardea
Art: Graureiher