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Wanderfalke
Wanderfalke (Falco peregrinus)
Ich bin das schnellste Lebewesen der Welt. Im Rausch der Geschwindigkeit vergesse ich alles um mich herum und habe nur mein Ziel vor Augen. Eine Ringeltaube. Ich bin hochkonzentriert. Mit 250 km/h stürze ich mich von oben auf sie herab und Adrenalin schießt mir durch die Adern. Ich nähere mich ihr in rasendem Tempo. Volltreffer! Ich erwische sie mit meinen geballten Fängen und sie wird durch die enorme Wucht des Aufpralls getötet.
Diesmal hatte ich Glück. Das gelingt mir nicht immer. Ich bin auch nicht immer in diesem rasanten Tempo unterwegs. Meistens lassen es die Bedingungen nicht zu. Unter optimalen Bedingungen kann ich im Sturzflug Geschwindigkeiten von bis zu 360 km in der Stunde erreichen. Bei diesem rasanten Tempo schlackern selbst mir die Ohren.
Ich ernähre mich von kleinen bis mittelgroßen Vögeln, die ich fast ausschließlich in der Luft erbeute. Hoch oben kreise ich durch die Lüfte und halte nach meiner nächsten Mahlzeit Ausschau, um mich im passenden Moment von oben auf sie zu stürzen. Manchmal halte ich auch von einer Sitzwarte aus Ausschau. Sie muss nur hoch genug gelegen sein, so dass ich alles gut überblicken kann.
Möchtest du uns Wanderfalken beobachten, dann ist ein starker Nacken hilfreich, denn du wirst die meiste Zeit nach oben schauen. Sollte ich in deiner Nähe mein Brutrevier haben, dann wird es für dich ein Leichtes sein mich zu entdecken. Über kurz oder lang wirst du meinen lauten, kreischenden Ruf vernehmen und mich über dir in großer Höhe bei einem meiner spektakulären Flugmanöver erblicken.
Am liebsten brüte ich an steilen Felswänden. Hier oben ist mein Nachwuchs vor vielen potentiellen Feinden (z.B. Füchsen, Marder, Menschen) sehr gut geschützt. Nur vor dem Uhu, der mich zum Fressen gernhat, kann ich mich hier nicht verstecken. Aber von hier kann ich alles überblicken. Sowohl potentielle Feinde als auch mögliche Beutetiere entgehen meinem scharfen Sehsinn nicht. Eine vorbeifliegende Taube kann ich auf eine Entfernung von bis zu 1,5 km ausmachen. Obendrein habe ich hier oben genügend Raum für meine rasanten Flugmanöver und fühle mich nicht beengt. Ich liebe die Weite der Luft in der ich mich frei entfalten kann.
In der 70er Jahren standen wir Wanderfalken in Deutschland kurz vor dem Aussterben. Einer der Gründe war der Einsatz von DDT (ein Insektizid) in der Landwirtschaft. Über unsere Nahrung gelangte das Insektizid auch in unsere Körper und führte dazu, dass unsere Eier eine viel zu dünne Schale hatten. Zum Glück erkanntet ihr Menschen die schädliche Wirkung des DDT, so dass es 1972 zu einem Verbot kam. Darüber hinaus wurden unsere Nester geplündert. Eier oder Jungvögel wurden entnommen und teuer in arabische Länder verkauft. Dort hat die Falknerei eine lange Tradition und ist in der Kultur tief verwurzelt. Die Jagd mit Falken ist nicht nur Statussymbol bei Scheichs, sondern in allen gesellschaftlichen Schichten weit verbreitet. Für einen perfekt ausgebildeten Wanderfalken können noch heute Preise bis zu 100.000 € erzielt werden. In Deutschland stehen wir heute erfreulicherweise streng unter Schutz und die Plünderung von Nestern ist verboten und wird streng geahndet. Dadurch hat sich der Bestand von Wanderfalken wieder erholt und heute hast du gute Chancen uns zu entdecken! Viel Spaß dabei!
Steckbrief Wanderfalke
Länge: 38-45 cm (Männchen), 46-51 (Weibchen)
Flügelspannweite: 89-100 cm (Männchen), 104-113 (Männchen)
Lebensraum: während der Brutzeit Felswände an der Küste, im Gebirge oder im Flachland; außerhalb der Brutzeit in allen offenen Landschaftsformen
Brutplatz: vorzugsweise steile Felswände
Nahrung: Vögel, spezialisierter Vogeljäger
Stand- oder Strichvogel (ganzjährig)
Bestand: nicht gefährdet (Rote Liste Deutschland)
Systematik:
Ordnung: Falkenartige
Familie: Falkenartige
Unterfamilie: Echte Falken
Gattung: Falken
Art: Wanderfalke