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Das Rätsel des Kuckucks
Kuckuck (Cuculus canorus)
Ich bin bekannt wie ein bunter Hund. Zumindest von meinem Namen her. Ihr nennt mich Kuckuck und in fast allen anderen Sprachen kennt man mich unter dem gleichen oder einem sehr ähnlichen Namen. Ihr alle habt mich nach meinem auffälligen „gu-ko“ – Ruf benannt. Es gibt sogar Kuckucks-Uhren - Wanduhren, bei denen zur halben und vollen Stunde mein „gu-ko“ ertönt. Welcher andere Vogel kann das schon für sich beanspruchen? Ich kann mit Fug und Recht behaupten, der Vogel zu sein, der anhand seines Gesangs zweifelsfrei zu erkennen ist. Verwechslungen ausgeschlossen. Aber was erzähle ich euch, dass wisst ihr ja alle. Die wenigsten von euch haben mich jedoch jemals zu Gesicht bekommen. Dabei ist es gar nicht so schwer. Ihr müsst nur im Frühjahr die Lauscher spitzen und dann die Augen offenhalten.
Im Frühjahr, wenn wir aus Afrika zurückkommen, lassen die Kuckucks Männchen ihren weithin hörbaren Ruf erklingen. Kuckuck – Kuckuck – Kuckuck schallt es dann fast ohne Unterlass. Damit versuchen die Herren Kuckuck bei uns Damen Eindruck zu schinden. Und ich muss gestehen, bei mir haben sie damit Erfolg. Bei einem melodischen „gu-ko“ kann ich einfach nicht widerstehen. Während ich dahinschmelze, sind andere Vogelarten direkte in Alarmbereitschaft, wenn sie ein „go-ko“ vernehmen. Wir sind bei anderen Vögeln nämlich nicht gerade beliebt, um es mal vorsichtig auszudrücken. Sie attackieren uns und versuchen uns aus ihrem Revier zu vertreiben. Und das hat auch seinen guten Grund.
Meine Eier lege ich nämlich in fremde Nester und lasse sie von anderen Vögeln ausbrüten. Raffiniert, oder? Wie ihr euch vorstellen könnt, würde kein anderer Vogel das freiwillig tun, auch wenn ich ihn noch so nett darum bäte. Ich muss ihm mein Ei schon unbemerkt unterschieben. Das ist gar kein so leichtes Unterfangen. Wenn ich ein geeignetes Nest erspäht habe (ich persönlich bevorzuge die Nester des Teichrohrsängers), verstecke ich mich in der Nähe und warte regungslos und hoffentlich unbemerkt auf den passenden Moment, manchmal stundenlang. Sobald der Teichrohrsänger sein Nest verlässt, lege ich in Sekundenschnelle mein eigenes Ei hinein und entferne gleichzeitig ein Ei des Teichrohrsängers. Es soll ja nicht auffallen, dass hier ein extra Ei hinzugekommen ist. Ist das geschafft, ziehe ich weiter und suche mir ein anderes Nest für mein zweites Ei. Das mache ich bis zu 25 mal. Ich lege immer nur ein einziges Ei pro Nest, alles andere wäre zu auffällig. Meine Eier gleichen denen des Teichrohrsängers. Bei anderen Kuckucken, die ihre Eier z.B. in das Nest des Zaunkönigs legen, gleichen ihre Eier denen des Zaunkönigs. Die unbemerkte Eiablage ist ein schwieriges Unterfangen und läuft bei weitem nicht immer glatt. Aber habe ich es geschafft und meine Eier verteilt, ist meine Aufgabe erfüllt. Dann kann ich mich zurücklehnen. Den Rest erledigen meine Kleinen und ihre Zieheltern ohne mein Hinzutun. Und selbst wenn die auserwählten Pflegeeltern den Betrug bemerken, können sie nicht anders als das Ei auszubrüten und den Nestling heranzuziehen. Sie folgen ihrem Instinkt und ziehen das Junge groß, auch wenn es nicht ihr eigenes ist.
Sobald eines meiner Kuckucksjungen geschlüpft ist, weiß es instinktiv genau was zu tun ist. Die anderen Eier im Nest oder bereits geschlüpfte Stiefgeschwister werden direkt aus dem Nest befördert. Dies ist notwendig, damit mein Junges auch genügend Nahrung bekommt, denn bald schon wird der kleine Kuckuck das gesamte Nest ausfüllen und seine Pflegeeltern überragen. Sie haben dann alle Hände voll damit zu tun den Hunger des Nimmersatts zu stillen. Jungvögel, die das Nest verlassen, folgen normalerweise erstmal ihren Eltern, um weiter nach Futter zu betteln. Nicht so mein Kleiner. Er fliegt, wohin er möchte und bettelt dort nach Futter und nötigt so seine Pflegeeltern ihm zu folgen. Und diese tun das auch. Sie kümmern sich wirklich rührend und aufopferungsvoll um mein Junges. Ich danke den Teichrohrsängern sehr dafür! Ohne sie und andere Vogelarten könnten wir Kuckucke uns nicht fortpflanzen. Ist aus meinem Ei eine Kuckucksdame erwachsen, wird sie, sobald sie reif dafür ist, ihre Eier wieder in die Nester des Teichrohrsängers legen.
Für euch Menschen sind wir Kuckucke ein Rätsel. Warum bauen wir keine eigenen Nester und brüten und füttern unsere Jungen nicht selbst? Sind wir einfach nur faul? Sind wir fiese Schmarotzer? Oder sind wir nicht in der Lage selbst zu brüten und auf andere Vögel angewiesen? Ich werde es euch nicht verraten, denn ohne Rätsel wäre das Leben langweilig.
Neugierig auf mich geworden? Dann geh doch zum Kuckuck‼! Hihi 😉.
Steckbrief Kuckuck
Länge: 32-36 cm
Flügelspannweite: 54-60 cm
Lebensraum: Wälder und halboffene Landschaften
Brutplatz: Nester fremder Vögel
Nahrung: vor allem Insekten
Sommervogel (Mai – September), zieht im Winter ins tropische Afrika (Langstreckenzieher)
Bestand: Vorwarnliste gefährdeter (Rote Liste Deutschlands)
Systematik:
Ordnung: Kuckucksvögel
Familie: Kuckucke
Gattung: Kuckucke
Art: Kuckuck