Ich singe von Herzen gerne. Bereits im Morgengrauen, wenn die meisten Vögel noch schlafen, lasse ich meine verträumten und verspielten Lieder erklingen und setze meinen Gesang oft bis in die Abenddämmerung fort. Wenn es mich überkommt, singe ich selbst mitten in der Nacht. Während ihr Menschen rätselt, warum ich das tue, ist die Antwort ganz einfach. Ich genieße es in der Stille der Nacht zu singen, wenn mein Gesang von keinem anderen Geräusch gestört wird.
Meine Lieder kannst du sogar im Herbst oder Winter hören, wenn die meisten Vögel ihre Gesänge bereits eingestellt haben. Im Gegensatz zu vielen anderen Vögeln besetze und verteidige ich auch im Winter ein Revier und lasse mit meinem Gesang allen anderen wissen, wer hier der Chef ist. Mit geschwollener, oranger Brust singe ich meine Rivalen in Grund und Boden. Die Weibchen verteidigen ebenfalls ihr eigenes Revier im Winter und singen dabei, zwar etwas leiser, aber genauso lieblich wie wir Männchen. Das ist eine Besonderheit, die nur wenige Vogelarten teilen. Außerhalb der Brutzeit sind wir strikte Einzelgänger und verlassen uns voll und ganz auf unsere individuelle Stärke und unsere Fähigkeit für uns selbst zu sorgen. Erst im Frühjahr, wenn die Brutsaison beginnt, finden wir wieder als Paar zueinander.
Rotkehlchen sind kraftvolle Symbole der Freiheit. Ihre Fähigkeit, die Herausforderungen des Lebens im Alleingang zu meistern, inspiriert uns unsere Eigenständigkeit und Unabhängigkeit in jedem Moment weiter wachsen zu lassen. Sie bestärken uns in der Überzeugung, dass wir die Macht in uns tragen, unser Leben, allen Widrigkeiten zum Trotz, selbst zu gestalten. Sie zeigen uns darüber hinaus, dass wir die Freude am Leben in uns selbst tragen, dass die Freude am Leben aus unserem Inneren kommt und nicht durch die Welt um uns herum bestimmt wird.
Diese kraftvolle Botschaft erinnert uns daran, dass Freude und Glückseligkeit in jedem Moment für uns verfügbar sind. Und genau wie das Rotkehlchen, sollten auch wir unser Glück singend und tanzend in die Welt hinaustragen.
Steckbrief Rotkehlchen
Länge: 12,5 - 14 cm
Lebensraum: Wälder, Gärten & Parks, sowie offenes Gelände mit Büschen
Brutplatz: Bodenbrüter, Nest gut versteckt in Baumstümpfen, Büschen, Wurzelwerk, etc.
Nahrung: Insekten, Spinnen, Würmer & Schnecken; im Herbst & Winter Beeren & Früchte
Standvögel (ganzjährig)
Bestand: nicht gefährdet (Rote Liste Deutschland)
Systematik:
Ordnung: Sperlingsvögel
Unterordnung: Singvögel
Familie: Fliegenschnäpper
Gattung: Erithacus
Art: Rotkehlchen
Jungvogel