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Weißstorch

Weißstorch (Ciconia ciconia)

Ich bin wohl einer der bekanntesten und symbolträchtigsten Vögel überhaupt. Jeder weiß, dass ich meine Nester gerne hoch oben auf Schornsteinen, Kirchtürmen oder Strommasten baue und jeder kennt die Legende, dass wir Weißstörche euch Menschen die Babys bringen. Das ist schon mal ein guter Anfang, aber nun werde ich euch ein bisschen mehr Einblick in mein Leben geben.

Ja, meine Nester baue ich, wenn möglich, gerne in großer Höhe. Von dort kann ich die Gebiete, in denen ich nach Futter suche, am besten überblicken. Außerdem können dort Marder und andere Raubtiere, meine Jungen nicht erreichen. Wir Weißstörche sind sogenannte Kulturfolger, d.h. wir sind gerne in der Nähe des Menschen. Aber es gibt auch Ausnahmen. An der Südwestküste Portugals, wo es außer Fischern und Wanderern kaum Menschen gibt, fühle ich mich ebenfalls tierisch wohl. Dort baue ich meine Nester gerne direkt an den dem Meer zugewandten Klippen. Das raue Klima, die Wellen und der tosende Wind stören mich gar nicht. Auch dort fühle ich mich pudelwohl und sicher. Wer mich abseits der Menschen an den Felsen der Steilküste sehen möchte, sollte nach Portugal kommen. Denn nirgendwo sonst auf der Welt kannst du mich an Klippen nisten sehen. Das ist ein wahrlich einzigartiges Phänomen.

Auch mein Nest ist ein Phänomen an sich. Denn mein Nest ist mir heilig. Wir Weißstörche versuchen, wenn wir im Frühling aus Afrika zurückkommen, immer wieder das gleiche Nest zu besetzen. Und jedes Jahr arbeiten wir weiter an unserem Nest. Denn ich bin ein Perfektionist. Der Nestbau ist für mich nie abgeschlossen, ich baue und baue immer weiter. Aus diesem Grund kann mein Nest irgendwann mehrere Meter hoch sein und bis zu 2 Tonnen wiegen. 

Um zu kommunizieren, benötige ich nicht mal eine Stimme. Ich kann mit meinem roten Schnabel auf so vielfältige Art und Weise klappern, dass ich keine andere Art der Kommunikation benötige. Ich klappere, um Herrn Weißstorch für mich zu gewinnen, ich klappere um Herrn Weißstorch zu begrüßen, nachdem wir ein Paar geworden sind und ich klappere um Feinde in die Flucht zu schlagen und andere Vögel auf die Feinde aufmerksam zu machen. Das funktioniert wunderbar. Und nicht umsonst nennt ihr Menschen mich ja Klapperstorch.

Aber manchmal geht es dann doch mit der Phantasie von euch Menschen durch. Dass wir Weißstörche die Babys bringen ist nun wahrlich nicht mehr als eine Legende. Als Symbol der Fruchtbarkeit halten wir gerne her. Denn ja, wir sind sehr freizügig, wir paaren uns gerne und häufig (mehrmals pro Stunde) in aller Öffentlichkeit und wir kommen genau dann in unsere Brutgebiete zurück, wenn der Frühling Einzug hält und die Natur zu neuem Leben erwacht. Aber das wars dann auch. Vielleicht solltet ihr Menschen etwas mehr Schneid zeigen, wenn eure Kinder danach fragen, wo Babys eigentlich herkommen und ihnen die Wahrheit erzählen, anstatt uns Weißstörche als Ausrede vorzuschieben.


Steckbrief Weißstorch

Länge: 95-110 cm

Flügelspannweite: 180-218 cm

Lebensraum: offene Kulturlandschaft mit Feuchtwiesen, Sumpfgebieten oder flachen Gewässerufern

Brutplatz: auf Schornsteinen, Strommasten, Dächern, Kirchtürmen, selten auf Bäumen

Nahrung: sehr vielfältig (Nahrungsopportunist, nimmt was gerade vorhanden ist): Amphibien, Fische, Eidechsen, Insekten, Kleinsäuger, Regenwürmer, Aas u.a.

Sommervogel (April bis August), zieht im Winter ins tropische Afrika (Langstreckenzieher)

Bestand: gefährdet (Rote Liste Deutschland)

Systematik:

Ordnung: Schreitvögel
Familie: Störche
Gattung: Eigentliche Störche
Art: Weißstorch